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Da Kinder eine spezifische Darstellungs- und Verarbeitungsweise haben und deshalb auch
eine eigene Methode benötigen, habe ich, zum Teil gemeinsam mit Walter Holl, das Psychodrama für
Kinder entwickelt. Die wesentlichen Veränderungen meines Ansatzes, den ich in fast 50 Jahren
erprobt und weiterentwickelt habe, sind:
1. Um dem Kind in der Beratung eine Stimme zu geben und der Familie in ihrer Vielschichtigkeit
gerechter zu werden, habe ich das Konzept der grundbedürfnisorientierten Teilearbeit erarbeitet.
In der Teilearbeit werden mit Tierfiguren Symptome, Bedürfnisse und Probleme von Kindern als
innere
Anteile dargestellt und über das psychodramatische Symbolspiel mit den Tierfiguren und das
psychodramatische Rollenspiel eine Akzeptanz, Versöhnung und Integration der Anteile gefördert.
Wie der psychodramatische Teilearbeit-Ansatz in der Beratung mit dem Kind und seinen Eltern
eingesetzt und wie dann in der Einzel-, Familien- und Gruppentherapie die Integration der
Anteile
gefördert werden kann, beschreibe ich in meinen Büchern und Artikeln und vermittle
es in Weiterbildungsseminaren.
2. Im Unterschied zu Erwachsenen reinszenieren und bearbeiten Kinder ihre Konfliktsituationen,
ohne sich Gefühlen wie Ohnmacht, Angst und Trauer, die mit den Szenen verbunden sind, erneut auszusetzen.
Im Symbolspiel, dem Königsweg der Kinder, stellen Kinder ihre innere Wirklichkeit dar,
eignen sie sich an und gestalten sie um. Und dies tun sie auf eine Weise, dass sie ihre
belastenden Szenen so inszenieren, dass sie noch Lust bei der Bearbeitung ihrer leidvollen
Erfahrungen erfahren. Im Unterschied zur Erwachsenentherapie spielen in der Kindertherapie die
Therapeut:innen mit, wobei sie sich die Rollen von den Kindern übertragen lassen und aus
therapeutischen Überlegungen heraus auch andere Rollen einnehmen. Neben strukturierenden
Interventionen aus der Leiter:innenebene werden die Psychodrama-Techniken der
Erwachsenentherapie abgewandelt in den Rollen, die, die Therapeut:innenn im Symbolspiel einnehmen,
getätigt. Über störungsübergreifende und störungsspezifische Interventionen werden die vier
Grundbedürfnisse nach Selbstwirksamkeit, Bindung und Bezogenheit, Selbstwerterhöhung und Lust
befriedigt und eine Weiterentwicklung gefördert.
3. Obwohl die Gruppe der Gleichaltrigen für die Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung ist,
werden die heilenden und prophylaktischen Kräfte der Gruppe in der therapeutischen Arbeit mit
Kindern immer noch wenig genutzt. Walter Holl und ich haben daher eine systematische Methode
der Gruppentherapie mit Kindern und bindungs-und beziehungsfördernde Symbolspiele mit Schulklassen entwickelt.
4. Für Moreno sind psychische Störungen in erster Linie Beziehungsstörungen und immer im
Umweltkontext zu sehen. Deshalb muss die Therapie mit Kindern multi-systemisch und
kontextorientiert sein. Bedürfnisse, die in der Familie keinen Platz haben, sollen in der
Familienspieltherapie gemeinsam entwickelt und gefördert werden.
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